WERKE VON YANA DUGA

ÜBER MICH

Yana Duga greift Alltagssituationen und augenscheinliche Banalitäten auf und schaft es, diese in Ihren Bilder spannungs- und geheimissvoll umzusetzen.
Dabei erzählen Ihre Bilder ganz unterschiedliche Geschichten; von russischen Kindheitserinnerungen über gesellschaftskritische Themen bis hin zu intimen Situationen.

AUSBILDUNG

1990-1999 ästhetische Bildung (Kunst und Ballett
Unterricht) in der Kunstschule Kirovsk

1999-2008 Schulabschluss, Studium der Medizin
und Sozialwesen an der Uni Petrosavodsk.

2007 Illustration- und Aquarellkurs in
Tornio, Perapohjolan Opisto ( Finnland ) bei Merja
Laine

2008-2013 Studium in der Akademie für Kunst
und Design Stuttgart , Fach Malerei ( Abschlüssarbeit
bei Professor A.Dugin und R.Kilian)

ab 2014 Studium an der Hochschule für Gestaltung,
Fach Visuelle Kommunikation.
Malerei bei Professor Erich Reiling

AUSSTELLUNGEN

Vernissage: Freitag, der 16.10.2015 bis zum 15.01.2016

Zur Einführung:
Yana Duga. Die Gedanken sind frei…

„Die Gedanken sind frei…“ – mit diesem Titel hat die Künstlerin Yana Duga für ihre Ausstellung einen Satz aufgegriffen, der tief in unserem kollektiven Gedächtnis verankert ist. Das dazugehörige Lied besitzt eine lange Tradition… Fortsetzung siehe unten.

Luisa Heese, Kuratorin der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden

VERANSTALTUNGEN

Galerie Sarow, Pforzheim

Vernissage: Freitag, der 16.10.2015 bis zum 15.01.2016

Yana Duga greift Alltagssituationen und augenscheinliche Banalitäten auf und schaft es, diese in Ihren Bilder spannungs- und geheimissvoll umzusetzen.
Dabei erzählen Ihre Bilder ganz unterschiedliche Geschichten; von russischen Kindheitserinnerungen über gesellschaftskritische Themen bis hin zu intimen Situationen.

Medium: Acryl auf Leinwand

Vernissage: Freitag, der 16.10.2015 bis zum 15.01.2016

Zur Einführung:
Yana Duga. Die Gedanken sind frei…

„Die Gedanken sind frei…“ – mit diesem Titel hat die Künstlerin Yana Duga für ihre Ausstellung einen Satz aufgegriffen, der tief in unserem kollektiven Gedächtnis verankert ist. Das dazugehörige Lied besitzt eine lange Tradition im deutschsprachigen Raum und ist mit zahlreichen direkten Assoziationen verbunden – man fühlt sich erinnert an das Hambacher Fest, die Revolution von 1848, an den Widerstand im Dritten Reich, daran, wie Sophie Scholl das Lied ihrem Vater im Gefängnis vorsang, und an all die weiteren Konnotationen, die mit dieser Liedzeile verknüpft sind. Es ist ein Text, der immer wieder verboten wurde, da sein Inhalt in vielen Zeiten als zu brisant galt: Er beschwört die Freiheit des Individuums, sich seine eigenen Gedanken zu machen und sich dieses reflexive Potential auch in schwierigen Zeiten zu bewahren.

Damit besitzt der Ausstellungstitel, neben seiner poetischen Qualität, eine höchst politische Note. Die Künstlerin greift diesen Aspekt in ihren Werken auf, indem sie sich die Freiheit nimmt, ihre Bilder aus Fragmenten unserer Realität und ihrer Gedankenwelt zu formen und malerisch auszudrücken, dies oft mit deutlich gesellschaftspolitischem Impetus. Mit leuchtenden Farben, die sie selbst anmischt, schafft sie phantasievoll-absurde Szenarien in kunstvollen Kompositionen, auf den ersten Blick lustig-leichte surreale Zusammenstellungen und wie beiläufig aufgegriffene Situationen, die sich dennoch nicht sogleich entziffern lassen. Ihre tieferliegenden, oft doppelbödigen Bedeutungsebenen offenbaren sich zumeist erst auf den zweiten Blick.

Die Künstlerin setzt ihr Bildinventar oft im symbolischen Sinne ein. Sie nutzt Gegenstände des Alltags, gefundene Bilder und eigene Erinnerungen, um diese zu eigenwilligen Kompositionen zusammenzustellen, die wiederum wie Metaphern über sich hinaus auf einen dahinterliegenden Bedeutungshorizont verweisen. In diesem Sinne lässt sich auch das Werk „Ohne Perspektive“ lesen: Es zeigt eine Gruppe von Menschen, die sich in unbeobachteter Situation wähnt, vor einer Wand in zartrosa auf einer langen Bank sitzend, wie man sie aus einem Schnellrestaurant oder Wartesaal kennt. Alle Bildfiguren befinden sich in leicht zusammengesunkener, entspannter Haltung – wie nach einer ausgedehnten Einkaufstour, worauf die Tasche mit bekanntem Markenlogo zu Füßen der Figuren hindeutet. Dies könnte eine beiläufige Situation sein, die die Künstlerin an vielen Orten der Welt aufgeschnappt haben könnte, wenn wir bei genauerem Hinsehen nicht wohlbekannte Personen wiedererkennen würden: Angela Merkel und Wladimir Putin sitzen hier aneinandergelehnt, neben ihnen, vom Bildrand abgeschnitten, eine Person in arabischem Gewand. Auf der anderen Bildseite eine Frau mit Kind, die asiatische Züge tragen. Könnten wir uns vorstellen, diese Personen gemeinsam in solch einer Situation zu sehen? Sofort befinden wir uns auf der Bühne der Weltpolitik und keineswegs in einer Alltagssituation. Die Künstlerin nimmt die aktuelle politische Weltlage zum Anlass, ihre eigenen Fragen an diese zu stellen und eine Bildsituation zu schaffen, die so in unserer Realität vermutlich nie existieren würde – die eher wie ein Wunsch erscheint, die beiden mächtigen Politiker einmal in einem anderen, quasi alltäglichen Kontext zu erleben, anstatt in den von Krieg und diplomatischen Verwicklungen gekennzeichneten Fernsehbildern, die uns zur Zeit so oft begegnen. Die untere linke Ecke des Bildes hat Yana Duga freigelassen, lediglich dünne Farbschlieren ziehen sich über die weiße Fläche, als gelte es, den Lauf der Geschichte abzuwarten, um das Werk fertigzustellen.

Auch das Bild „Astronaut“ verbreitet zunächst eine fröhliche, farbenfrohe Stimmung. Es zeigt ein Interieur wie aus einem Möbelkatalog, ein freudig-buntes Arrangement von Sofa, Lampe und liebevoll eingerichtetem Regal, so wie idealerweise ein Wohnzimmer aussehen sollte. Der Astronaut fügt sich formalästhetisch zunächst wunderbar in dieses Setting ein, gibt aber doch Grund zum Nachdenken über die Zusammenstellung. Inhaltlich bildet die Figur einen Bruch, denn warum sollte ein Mensch einen Raumanzug tragen und dabei in einem Wohnzimmer auf dem Sofa liegen? Es könnte einen der Gedanke beschleichen, dass diese Situation in einer Zukunft spielt, in der der Schutzanzug zum festen Bestandteil der menschlichen Zivilisation gehört. Möglicherweise ein Verweis auf ein dystopisches Szenario, das sich außerhalb dieses geschützten Innenraums befindet? Es ist letztlich uns überlassen, ob wir das Werk als humorvolle Zusammenstellung oder bedrohliche Kulisse wahrnehmen möchten.

Der deutliche Bezug zu kunstgeschichtlichen Symbolen und zur christlichen Ikonografie bildet ein starkes Element in den Werken Yana Dugas. So setzt sie sich wiederholt mit Glaubensfragen und -symbolen auseinander. In zahlreichen Gemälden tauchen populäre Figuren aus dem Bereich der Glaubensgeschichte auf, wie das Gesicht Jesu und ebenso die Jungfrau Maria, sowie Figuren aus der griechischen und römischen Mythologie. Auf dem Bild „Dino 2“ lässt die Künstlerin zwei dieser von Glauben behafteten Figuren gegeneinander antreten. Wir erkennen eine Marienfigur mit dem neugeborenen Jesuskind und dahinter, wie der Titel schon impliziert, einen Dinosaurier. Wie ein Stillleben ist dieses Aufeinandertreffen arrangiert, wobei die beiden Figuren eine recht absurde Konstellation bilden. Doch diese Gestalten sind keineswegs zufällig gewählt, handelt es sich doch bei dem Dinosaurier um eine Spezies, die es seit Millionen von Jahren nicht mehr gibt, dessen Spuren sich aber noch in den Schichten der Erde befinden. Die Menschheit beschäftigt sich unaufhörlich mit ihr, die Riesenechsen üben weiterhin eine irreale Faszination der Gefahr aus. So wird der Dino auch hier in angreifender Pose und angsteinflößend dargestellt. Ihm gegenüber steht mit der Jungfrau Maria eine der stärksten und wichtigsten Figuren des christlichen Glaubens, von der wir letztlich keinen Beweis haben, dass sie wirklich existierte, zu der aber Millionen von Menschen beten. So treffen in dieser Konstellation von Dinosaurier und Mutter Gottes nicht nur Ängste, sondern auch Weltanschauungen aufeinander, wie man sie beispielsweise in der Kontroverse zwischen Anhängern des Kreationismus und Adepten der Evolutionstheorie nach Darwin findet. In diesem Zusammenspiel der Figuren zeigt sich einmal mehr, wie die Künstlerin durch das geschickte Zusammenführen von populären Ikonen und Alltagsgegenständen auf dahinter liegende Themen und ihre Abgründe verweist.

Für das Werk „Kreativwerkstatt“ diente das Bild „Apollo in der Schmiede des Vulkan“ des berühmten spanischen Hofmalers Diego Velázquez als Vorlage für eine ganz eigene Ausführung der Künstlerin. Statt Metall schmieden die Handwerker an einem modernen Idol, das uns allen geläufig ist: Donald Duck. Angeleitet werden sie von einer Figur, die eindeutig nicht Apollo darstellt, sondern durch den Adler auf dem Oberarm als Staatsmann zu erkennen ist. Die Donald-Duck-Figur kann in diesem Zusammenhang als Inbegriff der westlichen Populärkultur, der Konsumgesellschaft oder gar des amerikanisch gefärbten Kapitalismus gesehen werden. Was bei all diesen großen verhandelten gesellschaftlichen Themen jedoch keinesfalls aus dem Blick geraten sollte, ist der persönliche, intime Bilderfundus, den die Künstlerin verarbeitet und zum Bestandteil ihrer Szenarien macht. So ist die Ente eine Figur, die die Künstlerin seit ihrer Kindheit begleitet und somit auch einen subjektiv-sentimentalen Wert innerhalb der Kompositionen besitzt. Gleiches gilt auch für weitere Motive, die immer wieder in den Bildern von Yana Duga auftauchen, wie beispielsweise die Ziege: ein Tier, mit dem die Künstlerin ihre frühen Kindheitsjahre verbracht hat und dieses Gefühl nach Heimat mit ihm in die Werke hineinträgt. So kommt es nicht von ungefähr, dass dieses, zunächst wie ein Fremdkörper scheinend, auf einem Selbstporträt der Künstlerin auftaucht, das sie in einer privaten Situation auf dem Badezimmerboden zeigt.

Yana Duga scheut sich nicht, ihre persönlichen Empfindungen und Erinnerungen in die reichen Bildwelten einfließen zu lassen, um sich an diesen Themen abzuarbeiten. So geht es bei ihr immer um das Finden von visuellen Formen für das Unsagbare, um das Sichtbarmachen von Konstellationen, die als reine Abbilder der Realität nicht zeigbar wären. Als eines der schwersten Bilder mag hierbei eines gelten, das seine Schwere ebenfalls erst bei genauem Hinsehen preisgibt. Es ist eine Auseinandersetzung der Künstlerin mit der Geschichte, die ihr Großvater in einem deutschen Konzentrationslager während des Dritten Reiches erlebte. Der Philosoph Theodor W. Adorno erklärte in den 1950er Jahren in seiner Schrift „Kulturkritik und Gesellschaft“, dass es barbarisch sei, nach historischen Ereignissen wie dem Holocaust noch Lyrik zu produzieren – oder überhaupt Kunst, wie er oft interpretiert wurde – da es keine Worte und Bilder gebe, um diesen Horror zu verarbeiten und begreiflich zu machen. Yana Duga hat mit dem Werk „Bambi“ für sich einen Weg gefunden, dies dennoch zu tun – indem sie ihre persönliche Ikonografie entwickelt, mit der sie sich dem Thema annähert. So verfremdet sie zum Beispiel die Leichenberge, wie man sie von Fotos befreiter Konzentrationslager kennt, und zeigt stattdessen eine Ansammlung von Rehkitzen im Zentrum des Gemäldes. Am oberen Bildrand schiebt ein Mann in Häftlingskleidung eine Schubkarre aus dem Bild – ein subtiler Verweis auf die Geschichte, die hier verhandelt wird.

Yana Duga hat in recht kurzer Zeit – die in der Ausstellung präsentierten Werke stammen allesamt aus diesem Jahr – eine sehr eindrückliche persönliche Bildsprache entwickelt, die uns einlädt, in die Bildwelten einzutauchen und die Bildgegenstände als Symbole für weit verbreitete Träume, Ängste und Erfahrungen zu sehen. Eine große Stärke der Werke ist dabei, dass sie offen bleiben für unsere eigenen individuellen Interpretationen und uns rational, emotional und ästhetisch auf vielen Ebenen ansprechen können.

Luisa Heese, Kuratorin der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden

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